urlaubswein. wir müssen reden

 manchmal fährt man für wein um die halbe welt.
und manchen wein soll man besser dortlassen.

wir kennen das: in jedem weinkeller, der den namen verdient, stehen irgendwo zwei kisten wein, mitgebracht aus einem unvergesslichen urlaub, wo er so einzigartig geschmeckt hat: jeden abend hat man zwei flaschen davon bestellt. zu zweit. daheim? nix mehr drin vom urlaubsgeschmack.

andere wieder pilgern alljährlich ins bevorzugte gebiet, zu „ihrem“ weingut und bunkern ihren kofferraum voll mit genug „stoff“ für ein jahr. damit an kalten wintertagen die wärmende, toskanische sonne den lammbraten begleitet oder der deutsche riesling nie ausgeht oder immer genug richtig guter prosecco spumante da ist. man soll ja immer eine gute flasche wein im kühlschrank haben, für besondere gelegenheiten.
wie „mittwoch“. oder, wie „morgen“. oder…

(c) alexandra schmidt

niederösterreich, deutschland, schweiz, malta, georgien

diese urlaubsweinverkostung bringt einen allzu einfachen weißwein aus niederösterreich mit sich, der wegen des „lieben etiketts“ gekauft worden ist – zu billig. der petite arvine aus der schweiz überrascht mit finesse und eleganz. der syrah aus malta: stark, fruchtig, angenehm feurig scharf.

einen georgier mit seiner für unsere gaumen ungewohnten ton-amphoren stilistik, nun, dort macht man das seit fast 8.000 jahren so, und da könne man ja wohl nicht ganz falsch liegen. georgien war das gastland auf der frankfurter buchmesse 2018 und weil die weinfreundin auch so eine leseratte ist… aber über georgien bald mehr, wenn sie wirklich wieder dort war.

usa, toskana, deutschland

ein hochklassiger amerikaner sorgt für ein großes „aha!“ – wer kennt schon weine aus den usa bei uns, und noch dazu so gute? eben.

ein toskanischer roter wird tatsächlich jedes jahr selber geholt, man sei schließlich eine große familie und brauche fast jeden tag… nun, bei mir braucht ihr euch nicht zu entschuldigen.

deutsche weine sind bei uns ja exoten. dieser kommt aus sachsen und ist auch in deutschland ein exot. traminer-aroma gepaart mit der riesling-säure und der reife und süße der spätlese sorgen für ordentlich genuss. deutschlands weingegenden sind übrigens wunderbare urlaubsziele. besonders, wenn sie riesling mögen. mehr darüber hier. und hier.
ach, riesling ist schööön.

(c) alexandra schmidt

warum schmeckt urlaubswein? und warum nicht?

oft ist urlaubswein einfach nur daneben. nicht der wein sondern der urlaub war der genuss, das laissez faire, das passende essen, die landschaft, der einzige wirt am platz, der wohltuende schatten nach dem heißen sommertag, der durst oder sonst was. dem wein fehlt vielleicht genau das, was sie zu hause beim wein brauchen: säure, frucht, qualität – und zeit. vielleicht ist er einfach auch nicht sehr haltbar oder er hat die reise nicht überstanden – letzteres kommt aber wirklich nur sehr selten vor.

solchen wein können sie übrigens super für salate und doch auch so manche soße verwenden.

kaufen/liegenlassen/meiden/verschenken

seien sie nicht zu streng mit sich und ihrem urlaubswein, wenn er daheim nicht mehr so schmeckt. immerhin haben sie den urlaub so genossen, dass ihnen nicht mal aufgefallen ist, dass… ach, schwamm drüber. 

und wenn sie sowieso „ihren“ roten oder „unseren“ weißen gefunden haben und jedes jahr…, nun, dann geben sie vielleicht einem anderen wein auch mal wieder eine chance.

meiden sie urlaubswein, wenn sie hoffnungslos perfektionistisch und selbstkritisch sind und sich selber einen weinmäßigen fehltritt einfach nicht verzeihen können. trinken sie im urlaub bier.

verschenken sie urlaubswein nur, wenn sie ganz sicher sind. die beschenkten lieben das gebiet? die rebsorte? den stil? und sie würden es verzeihen, wenn sie doch daneben gelegen hätten?
na, dann: nur zu. und schönen urlaub.  

Bewertungen zu diesem Blogartikel
[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Kommentar verfassen