das familienweingut sepp moser ist eines der führenden demeter-weingüter in österreich. demeter, das bedeutet vor allem verzicht: keine unnötigen eingriffe, sondern arbeit mit der und für die natur. auch keine konventionellen spritzmittel, neben kupfer spritzen die mosers vor allem eigenen komposttee.
die orientierung an der homöopathie bringt immer wieder hohn: ein gast auf der proweinmesse in düsseldorf vor einigen jahren sinngemäß: „bio schön und gut, aber was diese demeterkasperl machen ist ein blödsinn“. niki moser schenkte dann jede probe mit den worten ein: „das ist jetzt der kasperl-veltliner, das ist der kasperl-riesling …“ die demeter-gemeinschaft wurde lange mit viel misstrauen und unverständnis beäugt und ausgegrenzt, jetzt werden demeter-produkte zunehmend nachgefragt, auch von handels- und drogerieketten. die eingeschworene gemeinschaft hat durchgehalten, wächst weiter und bringt gutes hervor. und SIE grenzt sich jetzt ab.
boden, feuchtigkeit und wasserhaushalt
im weingarten hinter dem atriumhaus am weingut sepp moser wachsen die reben auf löss – die schicht ist bis zu 30 meter tief. ausserdem prägen konglomerat und urtraisenschotter die böden. auch im kremstal regnet es ein bisschen zu wenig. rebstöcke sind zwar genügsame pflanzen. ihre pfeilwurzeln dringen sie tief in den boden ein – aus der tiefe mit mehr feuchtigkeit nehmen die wurzeln auch gleich mineralstoffe mit. so entstehen die typischen bodencharakteristika im wein: riesling auf dicken lössböden schmeckt anders als auf kargen, steinigen kalkböden.
deswegen nimmt das weingut für einige lagen am bewässerungssystem teil. die rebstöcke werden systematisch betropft. das dient vor allem dem qualitätserhalt und nicht der ertragsmenge – die reben bekommen keinen trockenstress. heikel beim löss ist die hangneigung – das risiko beim ausschwemmen und abtragen bei starkem regen ist hoch.
lese, gärung und mengen
in bis zu drei lesen pro lage machen die fleißigen lesehände auch gleich die selektion von traubensaft über die einfacheren stile bis zu den lagenweinen. gelesen wird, wenn die trauben am besten schmecken – nicht analysen entscheiden, sondern tägliche verkostung und intuition.
das ungeschwefelte traubenmaterial kommt in die gärung, erst später wird mit schwefel stabilisiert – auch hier viel weniger, als erlaubt wäre. am weingut sepp moser gären die weine ausschließlich spontan, also mit den natürlichen hefen, die in weingarten und keller vorkommen. reinzuchthefe gibt es keine. spontangärung ist böckseranfällig – ein furchtbar stinkender weinfehler. bisher konnte aber jeder anflug von böckser mit sauerstoff wieder vertrieben werden.
außer bentonit für einige gefilterte weine und ganz selten chaptalisé bei den einfacheren ortsweinen, das meint aufzuckern, kommt nichts an und in den wein. in guten jahren entstehen so 250.000 flaschen, davon 8000 flaschen winzersekt.
von den ca 51 hektar dient etwas mehr als die hälfte dem rotweinanbau in apetlon im burgenland, der rest ist weißwein in und um rohrendorf bei krems. der ertrag liegt bei nur 6 bis 6,5tausend kilo pro hektar. 60 prozent der sepp moser weine gehen im export werden in 22 länder der welt exportiert.
„warum leuchten bei dir die trauben so?“ – hat mal jemand gefragt. mosers finden: wegen der hornkiesel spritzung, die aufgrund der ergebnisse des biologischen forschungsinstituts darmstadt gemacht wird.
saatgutprojekt: bodendecker gegen beikraut
und das beikraut im weingarten? konventionelle betriebe machen ihm einmal jährlich den garaus mit „round up“, glyphosat. bei mosers ackert man ca drei mal jährlich zum stock oder vom stock weg – mit einem traktor. das ist nicht optimal, denn der braucht diesel und das gewicht bewirkt unerwünschte bodenverdichtung. also macht niki moser ein saatgutprojekt: den scharfen mauerpfeffer und die anderen genügsamen bodendecker aus den weingärten hat er im eigenen garten vermehrt und getrocknet. nach dem ausrebeln sollen ca 15 verschiedene saaten in einer mischung dem beikraut, allen voran den molden, keine chance mehr geben. andere haben schafherden oder pferde, die alles abgrasen und nebenbei noch düngen. ein riesenaufwand ist es jedenfalls.
aufmachen/liegenlassen/vermeiden/verschenken
demeter-zertifiziert zu produzieren macht arg viel arbeit. sie lohnt sich, denn ins glas kommt meistens spannender stoff, der die natur nicht ausbeutet und so viel weniger zeugs drumherum braucht – also meistens auch bekömmlich für menschen mit allergien oder zu-viel-schwefel-kopfweh-anfälligkeit. aufmachen und ausprobieren!
demeter-weine können genial reifen. wie immer wirken die haltbarmacher alkohol, säure und ev restzucker. demeter-weine sind sehr oft auch sehr hochwertig ausgebaut – auch das verspricht große trinkfreude ein paar jahre später.
vermeiden sie demeter-weine, wenn die menschen, die sie machen, für sie „kasperl“ sind. echt wahr: sie haben das nicht verdient.
verschenken sie demeter-weine großzügig an liebe menschen, die auf bio stehen und die mit ihrem konsum die natur bereichern und nicht ausbeuten möchten.
sehr zum wohl!
hier geht’s zum weingut sepp moser
hier geht’s zu demeter österreich
die weinfreundin hat im sommer 2021 für fünf wochen am weingut sepp moser als praktikantin gearbeitet.
mehr darüber hier:
fotos: beitragsbild, konglomerat und gründüngung: weingut sepp moser
rebstöcke und hangfoto: alexandra schmidt