warum diese stile? weil man guten wein möchte.
beim wieninger in wien stand zuerst die frage, ob der wein besser wird, dann kam der beitritt bei den respekt-betrieben. albert gesellmann hat 2011 nur dem engsten kreis gesagt, dass er erstmals „bio“ arbeitet. auch er wollte wissen, was es für den wein bringt.
wer mal die rhone in frankreich entlang gefahren ist, hat auch viele bio-weine probiert. steht selten am etikett. dort halten boden, wetter und wind unerwünschten krankheiten oder schädlinge fern. gelobtes weinland eben.
bio und was es heißen kann
bio-betriebe verwenden beim düngen, bei den spritzmitteln und in der arbeit in weingarten und keller methoden ihrer schule: für biodynamisch steht das kuh-hörndl, mit mist gefüllt, vergraben und dann in wasser gelöst zurück in den weingarten.
respekt-betriebe arbeiten mit etwas mehr spielraum.
es geht allen um möglichst große vielfalt – biodiversität. oft hält man sich an mondphasen, viel ist in homöopathischen dosen im einsatz. manche verwenden für spritzmittel nur tees von kräutern, die rund um den weingarten natürlich vorkommen.
spontangärung ist fast unerlässlich. dabei sorgen nur die natürlich im weingarten und im keller vorkommenden hefen für die gärung. betonei oder tongefäße ersetzen oft das holzfass.
im weingarten steht vermeintliches unkraut als nutzpflanze, am besten von einer schafherde abgegrast und gleich auch gedüngt.
natural? ist das nicht jeder wein?
jeder wein ist aus trauben und hefen haben den zucker in alkohol verwandelt. einseitige verhältnisse im weingarten, extremer mechanisierungsgrad, kunstdünger- und spritzmittel im überfluss, arger schwefeleinsatz, aromagebende reinzuchthefen und seltsame schönungs- und filtrationstechniken sind halt weit von dem entfernt, was wir als „natürlich“ bezeichnen.
das entfernteste, gewagteste und beste gegenteil dieser philosophie, das die weinfreundin kennt, ist der „graupert“ von meinklang aus dem burgenland: hier wachsen die reben ungeschnitten, sind nicht erzogen, es gibt keine laubarbeit, keinen rebschnitt, nix. verflixt guter stoff.
kaum zu glauben, bei der methode.
orange wine
die farbe von wein kommt aus der schale. jede rote traubensorte kann weiß gekeltert werden, wenn man traubenmost und schalen gleich nach der pressung trennt. so wird‘s normalerweise bei weißwein gemacht.
wer das weiße, angepresste fruchtfleisch mit den schalen stehen lässt, ev auch mit den stielen – auf der maische – erhält orange wine. der most löst farbstoffe, die sind bei reifen weißweintrauben bräunlich, orange oder dunkelgelb. auch der gerbstoff „tannin“ und allerlei extrakte gehen in den most. oft ohne schwefel und filtration schmeckt weißwein dann anders. ein wenig mostig, körperreich und nach tannin.
ein orange wine für den einstieg ist zb der „devilORANGEl“ von peter skoff aus der südsteiermark. dunkelgoldgelb wegen der maischestandzeit, aber filtriert und mit ein bisschen schwefel abgefüllt. bester brückenschlag zwischen den weinwelten.
was ist geschmack? was ist gewohnheit?
„das beste kompliment, das man seinem publikum machen kann, ist, es zu fordern“ – das soll markus hinterhäuser, intendant der salzburger festspiele mal gesagt haben.
tanninhaltiger orange wine, unfiltriertes, ungeschwefeltes ist neu und ungewohnt und fordert unsere gaumen. viele verziehen nach dem ersten schluck das gesicht und rühren sowas nie wieder an.
stellen sie sich mal vor, sie hätten beim
ersten mal kaffee trinken/gehen lernen/küssen auch so reagiert.
viele verziehen das gesicht und nehmen noch einen zweiten schluck. und einen dritten. oho! manche haben glück, weil sie gerade ein geniales stück käse dazu am teller haben.
auf einmal explodiert ein neues geschmacksuniversum.
kaufen/liegenlassen/meiden/verschenken
kaufen sie orange und natural, wenn sie offen für neues sind und ihnen
„das haben wir schon immer so gemacht“ nicht genügt.
liegenlassen können sie diese weine meist lang, auch einfache weißweine halten länger als einfache konventionelle. vor allem bleiben offene flaschen länger im kühlschrank
genauso gut wie nach dem aufmachen.
meiden sie solche weine, wenn sie sich ehrlich und mehr als einmal davon überzeugt haben, dass dieser stil nichts für sie ist. aber versprechen sie der weinfreundin, dass sie diesen weinen immer wieder eine chance geben. man weiß ja nie…
verschenken sie solche weine an menschen mit lust auf ungewohntes, die auch beim reisen unerschrocken alles kulinarische ausprobieren. die wissen, dass essen und trinken viel mit gewohnheit zu tun hat. die sich eh schon lang was abgewöhnen wollten
und was neues in ihr leben lassen.
sicher ist: es gibt gute und schlechte weine.
in allen stilen, philosophien und schulen.
in der enoteca settemila in salzburg und bei vinonudo in wien gibt’s zb immer spannendes in bio/natural/orange zu entdecken